Radfahrer-Club 1903 Ilbenstadt e.V.

Seid stark, haltet durch, Jammerer verlieren!

Ilbenstädter Radtouren
„Winterrunde über Eckartsborn“

Radwanderung am Donnerstag, den 29. Februar 2024

Auf den Spuren des Gravelns
Von Steinbrüchen und „Weißem Gold“


Liebe Mitglieder und Freunde des RC 03 Ilbenstadt,

zur Winterrunde nach Eckhartsborn lädt Erwin ein!? Das, nachdem wir bereits am 5. Februar zu einer vorgezogenen Osterfahrt angetreten sind. Jetzt sind Christrosen, Krokusse, Schneeglöckchen und Gänseblümchen im regen Blühwettbewerb und manche Osterglocke wird zum Osterfest bereits den Kopf hängen lassen. Mit Glück werden dann die Pfingstrosen in Blüte stehen. Was ist ein Radwanderfachwart doch flexibel! Er erwartet Euch:

Start am Donnerstag, den 29. Februar 2024
um 11:00 Uhr an der Wickstädter Niddabrücke
um 11:30 Uhr am Stadener Sauerbrunnen

Der Hessenradweg R 4 hat uns wieder. In Staden erwarten wir unsere Mitradler aus der Reichelsheimer/Bingenheimer Ecke. Gemeinsam geht es weiter nach Dauernheim. Hier hat unser Radwanderfachwart abseits des ausgewiesenen Radweges R 4 eine „neue“ Umfahrung des Ortskernes gefunden. Natürlich stoßen wir wieder auf den R 4 und fahren auf diesem bis Ranstadt. Ohne besondere Ausweisung als besondere Radwege rollen wir über Bellmuth nach Bobenhausen I. Hier orientieren wir uns nach dem Ortenberger Stadtteil Eckartsborn , 1290 als Eckernburn bekannt, von dem in der Statistisch-Topographisch-Historischen Beschreibung des Großherzogthums Hessens 1830 berichtet wird:

„Eckartsborn (L. Bez. Nidda) evangel. Filialdorf; liegt 1 1⁄2 St. von Nidda auf einem Berge, hat 63 Häuser und 326 Einw., die außer 2 Kath. evangelisch sind, und unter welchen sich 46 Bauern und 19 Handwerker befinden. Sodann hat der Ort 1 Mahl- und 1 Oelmühle. – Im Jahr 1290 wird eines Weinbergs zu Eckartsborn gedacht.“

Bis wir Eckhartsborn erreicht haben, ist ein bisschen Kletterarbeit zu verrichten. Auf gut 260 m über NHN haben wir einen guten Blick über das Tal der Nidder, die zu unseren Füßen neben der B 275 Ortenberg entgegen strebt. Ortenberg auf der gegenüberliegenden Seite des Tales, schmiegt sich an den Hang. Gut zu sehen ist das Schloss, hinter dem sich Obertor und Friedhof verbirgt. Trotzdem wir zugunsten einer Rast auf den Besuch des Ortenberger Geländes hinter dem Friedhof in Richtung Usenborn verzichten, wird es gleich noch Erwähnung finden.
Zurück nach Eckhartsborn. Hier finden wir eine tolle, asphaltierte Abfahrt zur B 275 hinunter. Kein sturzprovozierender, loser Untergrund weit und breit, die Akkubelastung unserer Stromer geht auf Null. Kurz vor dem Erreichen der B 275 streifen wir rechter Hand den Basaltsteinbruch Am Gaulskopf oder was von diesem Kopf noch übrig ist. Tief haben sich die Maschinen in den Basalt vorgearbeitet und als wäre dies nicht genug, in die Tiefe ging es ordentlich. Letzteres ist von der Straße während einer Vorbeifahrt nicht wahrnehmbar. Seit 2009 ist der Steinbruch stillgelegt.
Hier wurde die größte „Blasenhöhle“ Europas bei einer Sprengung entdeckt. Die Maße beeindrucken noch heute: 52 m lang, 32 m breit und 5 – 6 m hoch, rund 950 m³ umschlossener Raum, der noch heute beeindruckt. Doch von seiner steinernen Umgebung befreit, ist er schlecht zu lokalisieren … Der Steinbruchbetreiber zeigte kein Interesse am Erhalt dieser Höhle, stellte wirtschaftliche Erwägungen in den Vordergrund; die Höhlenforscher und deren Verbände waren zerstritten in der Frage, ob der Höhlenerhalt sinnvoll ist. Schließlich beendete das Hessische Naturschutzministerium den Streit und gab den Basaltabbau frei, mutmaßlich ein Sieg der Lobbyisten. Heute streitet sich die Stadt Ortenberg mit dem Bergbaubetreiber über die Nutzung des ehemaligen Steinbruches. Die Stadt will das einmalige Geotop erhalten, auch um die Belastungen durch das Verfüllen des Steinbruches mit zu verhindern. Bleiben wir ob der Entwicklung gespannt.
Weiter nach Ortenberg. Hier suchen wir den Freche Bäcker , die Rast ruft.

Während der Rast kommen wir auf das Gebiet östlich des Friedhofes an den Straßen nach Usenborn und Bergheim zurück. Nach Usenborn heißt die Straße „An der Sandkaut“. Ja, hier wurde Kaolin von 1945 bis 1990 abgebaut. Kaolin, das Gestein des Jahres 2013 – Warum blieb Ortenberg eine Porzellanmanufaktur à la Meißen vorenthalten?
Zunächst ist Kaolin, ein Verwitterungsprodukt des Buntsandsteines, möglicherweise unter Einfluss zirkulierender, hydrothermaler Wässer in der Nähe vulkanischer Gesteine – wir stehen auf dem Vogelsberg! – besonders gut verwittert. Je nach Reinheit werden diese „Klebsande“ zu einem kleinen Teil in der Porzellanherstellung, im größeren Umfang in der Papierproduktion und in Gießereien benötigt. Letzteres Schicksal wird dem Ortenberger Kaolin zuteil geworden sein. Und, es fand sich kein Johann Friedrich Böttger, ein großmäuliger Alchimist, den August der Starke beim Wort nahm und zur Sicherheit seiner persönlichen Freiheit beraubte, damit sein „Goldesel“ nicht ausbrach. Dieser erlangte nach Jahren, einhergehend mit der Porzellanerfindung, seine Freiheit eingeschränkt zurück. Ihr seht, Ortenberg fehlten wesentliche Voraussetzungen, um im Geschäft mit dem weißen Gold Furore zu machen.

Nach der Rast pedalieren wir frisch gestärkt über Selters Stockheim entgegen, grüßen von fern den Keltenfürsten, erreichen Lindheim und Altenstadt. Jetzt bergan, Muskeln und Akkus werden gefordert, bis wir Stammheim sehen. Wir entspannen, die Räder laufen fast von alleine; wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Tour angelangt.

57 Kilometer und 366 Höhenmeter werden wir am Ende der Tour in den Beinen haben. Dazu kommen noch ein „paar Meter“ von zu Hause an die Wickstädter Niddabrücke und zurück.

Ist das Interesse geweckt, freut sich der RC 03 Ilbenstadt auf eine rege Teilnahme.
Erwin Loscher ist für Rückfragen unter der Telefonnummer 01512 02 30 745 erreichbar.

Streckendownload für Navigationsgeräte:
Radwanderung „Winterrunde Eckhardsborn“

Kartendarstellung in uMap:
Radwanderung „Winterrunde Eckhardsborn“
(Vollbildanzeige)

Für das Radwanderteam
Wilhelm Schröder
Fachbereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Sport

Kommentare sind geschlossen.