Radfahrer-Club 1903 Ilbenstadt e.V.

Seid stark, haltet durch, Jammerer verlieren!

Zu hohe Hürden für den Downhillsport in Ilbenstadt

Ein Hindernislauf der besonderen Art begann am am 5. Juli 2013 für den Vorstand des RC 03 Ilbenstadt mit einem Artikel der Wetterauer Zeitung. Eine Gruppe Jugendlicher aus dem Ortsteil Ilbenstadt der Stadt Niddatal hatte den Downhillsport für sich entdeckt und betrieben ihn ausdauernd, intensiv mit einem hohen Aufwand. Die technischen Fähigkeiten der Fahrer auf schwierigem Terrain mit felsigen Strecken, Wurzelpassagen, Pfaden, Sprüngen und anderen Hindernissen im Wechsel mit schnellen Abschnitten stehen bei dieser Sportart im Vordergrund. Die versierten Fahrer bewältigen schwierige Strecken; der Vorstand erlebte bei seinem Hindernislauf Schiffbruch.

Im Zimmetwald, einem kleinen Waldstück südlich von Ilbenstadt, unweit der B 45 und der L 3188 gelegen, fanden die Downhillenthusiasten ideale Voraussetzungen für eine Übungsstrecke – dem Hometrail – vor ihrer Haustür. Professionell angelegte Bikeparks, zum Beispiel in Winterberg, werden von der Gruppe zwar häufig genutzt, doch mit Anfahrt, Eintrittsgeldern, Verpflegung und gegebenenfalls noch mit Übernachtung, wird das Training und der Fahrspaß zu einer finanziellen und zeitlichen Belastung. Eine Übungsmöglichkeit vor der Haustür ist schlichtweg ideal. So zogen sie mit Schaufeln, Spaten und Sägen in den Zimmetwald und gruben sich dort mit beachtlichem Aufwand und dem Einsatz von Totholz ihren Parcour, auf dem sie dann mehrere Monate mit ihren hochwertigen Downhillbikes, die gegenüber den üblichen Mountainbikes eine spezielle Geometrie und den Belastungen entspechende Verstärkungen, Federwege und Bremsen haben, geschützt mit Integralhelm und Protektoren ihre Fähigkeiten schulten. Die Strecke wurde dann jeweils dem Leistungsstand angepasst. Der Zimmetwald ist nicht für Erholungssuchende erschlossen, so konnten die Jugendliche lange ungestört trainieren bis Hessen Forst auf das Treiben aufmerksam wurde.

Herr Busch von der Leitung des Hessen Forst in Nidda verfügte vor Ort im Beisein des Bürgermeisters, Herrn Dr. Bernhard Hertel und der Ordnungsamtsleiterin, Frau Edith Echtner, die Einstellung des Sportbetriebes, die Sperrung und den Rückbau der Strecke. Die Jugendlichen und ihre Erziehungsberechtigten erfuhren, dass sich ein Betreiber finden müsse, der neben Pacht auch für Versicherung, Streckenbau, Beschilderung, Verkehrssicherung und vor allem den geregelten Betrieb verantwortlich zeichnet und bei allem noch den Naturschutz gewährleistet. Der Bürgermeister lehnte eine solche Rolle für die Stadt Niddatal ab und so kam der RC 03 Ilbenstadt als örtlicher Radsportverein in das Visier der jungen Sportler.

Im Vorstand wurde das Thema auch kontrovers diskutiert, doch kristallisierten sich deutliche Entwicklungschancen für den Verein heraus. Ein Stopp der Überalterungstendenz und eine stärkere Verwurzelung in Ilbenstadt – viele Aktive kommen aus dem weiteren Umfeld Niddatals – sind hier Stichpunkte. Vereine mit MTB-Downhillausprägung zeigen eine bessere Mitgliederstruktur, so haben die Gravity Pilots in Eltville seit der Vereinsgründung in 2009 die Mitgliederzahlen von 39 auf über 200 in 2014 steigern können. Die Finanzierung einer Downhillstrecke, so die Einschätzung des Vorstandes wäre kein Abenteuer, sondern solide zu gewährleisten. Sukzessiver Ausbau, Eigenleistung, Spenden und erwartbare Zuschüsse sind in die Beurteilung eingeflossen.

Nach der Entscheidung für die Integration des Downhillsportes in den RC 03 Ilbenstadt gab es für den Vorstand eine Vielzahl neuer Erfahrungen zu machen und Hindernisse zu überwinden. Bislang war in Hessen noch keine Downhillstrecke genehmigt und so lagen bei allen Stellen noch keine oder wenig Erfahrung in dieser Materie vor. Wir nahmen Kontakt mit dem Downhillbeauftragten des Hessischen Radfahrerverbandes, Herr Roland Horaczek, den Gravity Pilots in Eltville , den Wheels over Frankfurt Radsport e.V, die einen Streckenbau im Feldbergbereich heute aktuell betreiben und den Flowbikern in Rosbach auf. Da Frau Eva Langenberg von der unteren Naturschutzbehörde des Wetteraukreises das Baurecht für einschlägig hielt, waren wir bis zum Regionalverband Rhein-Main vorgedrungen, um eine mögliche Änderung des Flächennutzungsplanes zu ermitteln. Haftungs- und versicherungsrechtliche Fragen wurden abgeklärt und die Parameter für den Streckenbau und deren  Beschilderung festgestellt. Im Juli 2014 kam es dann zum Ortstermin mit Hessen Forst, vertreten durch Herrn Bernd Reissmann und Herrn Wolfgang Busch, mit Frau Eva Langenberg von der unteren Naturschutzbehörde des Wetteraukreises und Vereinsvertretern im Zimmetwald. Seitens Hessen Forst war man sehr interessiert, zu einem positiven Abschluss zu kommen, da man sich eine Kanalisation des Sportbetriebes im Wald versprach und Entlastung an vielen Stellen, wo weiterhin illegaler Streckenbau betrieben wurde. Eine Genehmigung seitens des Waldbesitzers nach § 15 (5) 2. Satz des Hessischen Waldgesetzes (Betreten des Waldes), das seit dem 09.07.2013 in Kraft ist, reicht Hessen Forst aus. Frau Langenberg war nach anfänglichem Zögern einverstanden, wenn vor einer Genehmigung der EU-Artenschutz abgearbeitet wird. So ging man guten Mutes und mit einem Entwurf des Pachtvertrages auseinander. Neben den ausstehenden Prüfungen im Naturschutz hatte der Vorstand auch fixe Kosten von jährlich 700 bis 800 EUR im Gepäck, die für Pacht, Jagdpachtausfall, Versicherung und andere Kleinigkeiten neben dem Streckenbau vom Verein aufzubringen wären und deren Finanzierung sichergestellt werden musste.

Mit Herrn Hans Hofmann, Fachstellenleiter Rettungsdienst, Katastrophen- und Brandschutz beim Wetteraukreis, wurden die Rahmenbedingungen für einen Rettungsdiensteinsatz am und im Zimmetwald erörtert. In der Folge haben wir die Anfahrtswege für Rettungsfahrzeuge auch unter dem Aspekt der Befahrbarkeit bei schlechtem Wetter ermittelt, Landepunkte für Rettungshubschrauber festgelegt und an Richtlinien gearbeitet, die im Ereignisfall die schnelle Erste Hilfe gewährleisten sollten.

In der Prüfung der naturschutzrechtlichen Belange wurden wir freundlich von dem Ornithologen, Herrn Manfred Droste, vom NABU aus Niddatal-Assenheim und Herrn Adam Strecker aus Ranstadt, der für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald als Fledermauswart tätig ist, unterstützt. Von ornithologischer Seite erhielten wir relativ schnell grünes Licht. Anders sah es bei den Fledermäusen aus. Herr Adam Strecker war von dem Waldstück sehr angetan. Alter Baumbestand, der mit seinen Kronen ein „geschlossenes“ Dach bildet und wenig Unterwuchs, bilden schlichtweg sehr gute Bedingungen für ein Fledermausjagdgebiet. Die Rufe der Fledermäuse dringen so tief in den Wald ein und für echolotende Arten, aber auch für Fledermausarten, die Laufkäfer als Nahrungsquelle bevorzugen, ist dieser Wald bestens geeignet. So wurden dann auch im Juli 2014 vom Batlogger, der rund 14 Tage hoch in den Bäumen die Fledermausaktivitäten registrierte, bei gutem Wetter rund 170 Kontakte pro Nacht registriert. Insgesamt 10 Arten konnte Herr Adam Strecker differenzieren, darunter viele streng geschützte Arten, wie zum Beispiel das Große Mausohr.
Die Fledermäuse wohnen nicht im Zimmetwald. Sie suchen diese Örtlichkeit nur zur Jagd auf. Hier vorhandene, geschützte Höhlenbäume werden so nicht zum Schlaf, sondern eher zur Rast genutzt.
Vor dem Auswertungsergebnis haben wir versucht, ein Arrangement mit der Begegnung streng geschützter Fledermausarten zu treffen. Die Strecke wurde von den geschützten Höhlenbäumen weg projektiert, um die Verkehrssicherung zu gewährleisten, ohne dass eine große Zahl an Bäumen der Kettensäge zum Opfer fallen müssen. Auch eine feste „Arbeitsteilung“ war vorgesehen, die Fledermäuse fliegen von Beginn der Dämmerung in die Nacht, die Downhillgemeinde fährt nur bei Tageslicht. Doch alles Taktieren half nicht, durch den Streckenbau wäre der ein oder andere Baum der Verkehrssicherung zum Opfer gefallen. Das Räumen von liegendem Altholz reduziert das Insektenvorkommen und auch der Fahrbetrieb ist dem Laufkäferaufkommen, eine der Fledermausnahrungsquellen, nicht zuträglich. Damit war die Downhillstrecke in diesem Waldgebiet nicht zu errichten, die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes (§ 44 Abs (1) Ziffern 1 – 4) wären verletzt. Die Jagdgebiete der geschützten Fledermausarten sind nach nationalen und internationalen Regelungen vor Beeinträchtigungen und Störungen zu schützen, so das Fazit von Herrn Adam Strecker. Falls wir eine Alternativstrecke finden, will er gerne seine Hilfe an den Anfang stellen. In diesem Falle wäre uns viel Arbeit erspart geblieben, leider aber auch Erfahrung.

Der Naturschutz bleibt im Zimmetwald gewährleistet. Als Radsportverein, dessen Mitglieder häufig in Feld und Wald mit dem Rad unterwegs sind, haben wir ein vitales Interesse im Einklang mit dem Naturschutz zu bleiben und uns diesen Raum mit den anderen Nutzern, den Fußgängern, Reitern und auch motorisierten Verkehrsteilnehmern einvernehmlich zu teilen.
Wir bedauern es sehr, dass die Einbindung des MTB-Downhillsportes mit dem von uns positiv gesehen Entwicklungspotentiales nicht geglückt ist. Eine Alternativstrecke ist nicht in Sicht. Da die jugendlichen Sportler eine Vereinsmitgliedschaft ohne Downhillstrecke bei uns nicht eingehen, werden wir zukünftig unsere Kräfte auf die Entwicklung des Radtouren- und des Countrytourenfahres (RTF/CTF) sowie das Radwandern konzentrieren.

Wir danken an dieser Stelle nochmals allen Beteiligten, die sich aktiv für die Realisierung der Downhillstrecke in Ilbenstadt eingesetzt haben!