Radfahrer-Club 1903 Ilbenstadt e.V.

Seid stark, haltet durch, Jammerer verlieren!

Vereinsausflug 2013 in die Rhön

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Der RC 03 Ilbenstadt auf Tour

Unter dem Motto „Die Rhön ruft!“ zogen 27 Männer und Frauen des Vereins vom 16. bis 18. August zu erlebnisreichen Tagen in das nahe Mittelgebirge, an dem die Länder Hessen, Thüringen und Bayern Gebietsanteile haben. Ein bequemer Reisebus nahm uns in Ilbenstadt am Wohnsitz unseres Ehrenvorsitzenden Theobald Hof, der mit seiner Frau Doris schon früh am Morgen die Frühstücksbrötchen für unsere Gruppe belegt hatte, auf und es ging der Rhön entgegen. Kurz vor Fulda wurde das Sektfrühstück eingenommen, bevor im Angesicht des Fuldaer Domes mit einer Führerin und einem Führer in die Geschichte des Kirchenbauwerkes und der Stadt eingetaucht wurde. Die barocke Kathedralkirche – die Bezeichnung eines Bischofssitzes – hat den weithin unbekannten Namen St. Salvator und steht tatsächlich und als Wahrzeichen im Mittelpunkt des Fuldaer Barockviertels. Sie ist Grabeskirche von Bonifatius, einem Engländer, der im 8. Jahrhundert im päpstlichen Missionierungsauftrag den Fuldaer Raum christianisierte und in dessen Auftrag 743 sein Gehilfe Sturmius das Kloster zu Fulda gründete. Sie ist aber auch Grabeskirche für die Fuldaer Bischhöfe, darunter von Johannes Dyba, wohl der bekannteste, weil unbequem und „knorrig“, Bischof aus der neueren Zeit. Einen guten Eindruck vermittelt auch der virtuelle Rundgang.

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Dom zu Fulda St. Salvator Hauptschiff Johanneskapelle

Ein Stadtrundgang schloss sich an und zum Abschluss genossen wir herrliche Blicke vom Turm des Fuldaer Stadtschlosses, den blauer Himmel und Sonnenschein ermöglichte. So konnten wir schon dorthin blicken, wo wir in den nächsten Stunden und Tagen unsere Zeit verbringen würden.

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Stadtschloss Fulda Fürstensaal Auf dem Stadtschlossturm

Weiter ging die Fahrt nach Tann, dessen Bürger und Gäste erst nach der Wende wieder die volle Bewegungsfreiheit genießen können; zuvor war der Ort von der nahen DDR-Grenze zu rund zwei Dritteln umschlossen gewesen. Unsere Führerin brachte uns während eines Nachmittagsspazierganges den Ort und seine Geschichte näher. Die evangelische Enklave in Osthessen zeugt heute noch von der Freundschaft des Reichsritters Eberhard von der Tann mit Martin Luther. Tann wurde vermutlich vor 1197 durch irische Mönche gegründet, die das „Buchenland“ zu christianisieren trachteten. Eberhard von der Tann befestigte den Marktflecken, baute ihn aus und lebte fortan in kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Fuldaer Äbten. Hätte er sich nicht behauptet, wäre die Bevölkerung sicherlich von der katholischen Kirche übernommen worden. Die verschiedenen Linien derer von Tann sind heute noch an den verschiedenen Schlössern in Gelb, Blau und Rot im Stadtbild präsent.

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 Tanner Stadttor  Der Marktbrunnen  Rotes Schloss

Am Samstag traten wir bei bestem Wetter zur großen Rhönrundfahrt an. Erstes Ziel war unweit von Fladungen das direkt an der Hochrhönstraße gelegene Schwarze Moor in 770 bis 782 Meter über Normalnull auf der bayerischen Seite des Dreiländerecks Hessen, Thüringen und Bayern. Das Moor dehnt sich über 66 Hektar aus, davon nimmt die zentrale Hochfläche eine Gebiet von 800 mal 400 Meter ein. Im kuppelförmig aufgewölbten Regenmoor mit seinen besonderen Pflanzengesellschaften sind die Torfschichten bis zu 8 Meter stark. Auf gut ausgebauten Holzstegen folgten wir der Führerin, vernahmen, dass das Moor im Jahr um einen Millimeter wachse und dass die relativ überschaubare Pflanzenfamilie durch das geringe Nährstoffangebot nur sehr geringe Wachstumsfortschritte macht.

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Moorpfad Moorauge mit Birken-
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Rundblättriger Sonnentau
Ein Insektenfresser!

Im Thüringer Rhönhaus, wir hatten mittlerweile das Bundesland gewechselt, konnten wir in einer ruhigen Atmosphäre, umgeben von dem Ergebnis der Sammelleidenschaft der Betreiber, essen, trinken und uns auf den weiteren Tag vorbereiten.

Von der Eisenacher Hütte liefen wir dann den kurzen Weg zum „Ellenbogen„, einem erloschenen Vulkan, immerhin 813 Meter hoch gelegen. Wir wurden mit einem schönen Blick über die Hohe Rhön, die markante Milseburg und die Wasserkuppe mit Radom, unserem nächsten Ziel, belohnt.

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„Aufstieg“ zum Ellenbogen Auf dem Gipfel Blick in die weite Ferne

Mit über 950 Meter Höhe ist die Wasserkuppe der höchste Berg Hessens. Ihren Namen verdankt der mit Regen bestens versorgte Berg jedoch den Weidemöglichkeiten. Weithin bekannt ist der Berg als Segelflugzentrum, zu dessen Beginn 1910 erste Flugversuche von Darmstädter Studenten standen. In den  Zeiten des Kalten Krieges hatte die Wasserkuppe als vorgeschobener Beobachtungsposten der NATO große Bedeutung. In der Hochzeit wurden 5 Radome (Rundum- und Höhensuchsysteme) betrieben. Heute ist ein Radom zur Besichtigung, Mahnung und für kulturelle Veranstaltungen geblieben. Uns erwarteten Segelflug- und Paraglidingzentren, ein Segelflugmuseum, Hotels und Restaurants, Sommerrodelbahn, Klettergarten, eine Wetterstation und mehr. Auch hier genossen wir herrliche Aussichten auf die unvergleichliche Rhöner Landschaftsvielfalt, aber auch den Segelflugverkehr. Auf Sommerrodelbahn und andere gut besuchte Fahrgeschäfte und Klettergarten waren die Bedürfnisse unserer Gruppe nicht ausgerichtet.

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Wasserkuppe mit Radom Startplatz der Paraglider Blick in Richtung Norden
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Die Milseburg Heuballen in 950 m Höhe Flugplatz

Den Abend ließen wir im Biergarten des Hotels in Tann ausklingen, nachdem uns ein schmackhaftes Abendessen mit Rhöner Spezialitäten serviert worden war.

Der Sonntag war Point Alpha, dem ehemals exponierten Posten an der DDR-Grenze, der Konfrontationslinie des Warschauer Paktes gegenüber der NATO, vorbehalten.
Fulda Gap – die Lücke, durch die eine Invasion des Warschauer Paktes prognostiziert wurde, war als NATO-Verteidigungslinie intensiv beobachtet worden. Point Alpha war hier der erste Stützpunkt, der an dieser Linie ab 1965 errichtet wurde. Seine Lage auf 411 Meter Höhe begünstigte sowohl die Sicht, als auch das Abhören des Funkverkehres  der Truppen des Warschauer Paktes.
Der Stützpunkt wurde durch die US-Armee betrieben. Es waren täglich 40 Soldaten im Einsatz, die in Krisenzeiten auf bis zu 200 Mann aufgestockt wurden.
Nach der Wende 1989 gab es keine Notwendigkeit mehr für die NATO an der Verteidigungslinie festzuhalten. 1991 gab die US-Army den Standort auf.
Nach einer Zwischennutzung als Lager für Asylbewerber wurde das Camp unter Denkmalschutz gestellt. Der Verein Grenzmuseum Rhön Point Alpha e.V. wurde gegründet und die Gedenk- und Bildungsstätte, die heute von der Point-Alpha-Stiftung betrieben wird, entstand. Das „Haus an der Grenze“ bietet sehr anschaulich eine kleine, umfassende Dokumentation und Ausstellung zur Grenze, dem Leben an und mit der Grenze und den damit verbundenen Schicksalen, aber auch den Gefahren im Kalten Krieg.
Viele Erinnerungen konnten durch diesen Besuch wieder geweckt und Verknüpfungen zwischen alten Erinnerungen, Nachrichten, Zwischenfällen und politischem Geschehen bestätigt oder auch neu hergestellt werden. Unsere junge Führerin verstand es, die Geschichte, die mit diesem Ort verbunden ist, kompetent, sachlich, aber auch in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit lebendig darzustellen, so dass hier deutlich wurde, dass wir nur durch eine Vielzahl glücklicher Umstände nicht in eine erneute kriegerische Auseinandersetzung der Blöcke abgeglitten sind.

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 Im Haus auf der Grenze DDR-Grenzzaun mit
US-Wachturm
Blick vom US-Wachturm
zum DDR-Wachturm und
Haus auf der Grenze

Nach einem Schlemmerbuffet in Rasdorf und einem Verdauungsspaziergang in Lauterbach, der für den anschließenden Kaffee-, Kuchen- oder Eisgenuss sein musste, traten wir den Heimweg durch den Vogelsberg an und erreichten am späten Nachmittag Ilbenstadt.

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Lauterbach an der Lauter Lauterbacher Strolch Innenstadtansicht

Wir waren nicht weit weg, haben aber in vielfach bekanntem Terrain neue Facetten, aber auch hier und da noch Unbekanntes entdecken können, haben gemeinschaftlich Landschaft  und Natur bei bestem Wetter in uns aufgenommen und nicht zuletzt die Geselligkeit gepflegt.

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