Liebe Mitglieder und Freunde des RC 03 Ilbenstadt,
Sonne satt, gutes Wetter allenthalben. Allein dem Sonnenschutz muss Rechnung getragen werden. Während der Radwanderfachwart seinen Urlaub genießt , lädt unser Radwanderkollege Gert Schmitt herzlich zu dieser Tour ein:
Start am Mittwoch, den 31. Mai 2023
um 09:30 Uhr am Bingenheimer Schloss
Toll, dass Gert die Initiative ergriffen hat und Erwin vertritt. Er ist gleich ganz „Chef“, gibt die Richtung vor und startet mit Euch vom Eingang des Bingenheimer Schlosses.
Auf der Suche nach Interessantem links und rechts des Weges kam langsam die Erinnerung: Da waren wir schon mal! Und richtig, am 27. Oktober letzten Jahres haben wir unter herbstlichen Bedingungen unsere Räder in den Taunus bewegt, der Oberkleener Steinbruch war unser Ziel. Gott sei Dank, keine Recherche zur Tour erforderlich, verweise einfach auf die Tourbeschreibung des letzten Jahres. Das wäre zu einfach, denn unsere Touren weisen selbst bei identischen Zielen eine hohe Variabilität auf. So auch am Mittwoch.
Wir starten nach Reichelsheim und peilen Butzbach über Weckesheim, Beienheim, Dorheim, Schwalheim und Bad Nauheim an. Allein in und um diese Orte verbergen sich viele Kleinode, die einer Entdeckung wert sind. Vergegenwärtigen wir uns, dass in unserem näheren Umfeld sich Kelten, Römer, heimische Volksstämme, wie zum Beispiel die Chatten, tummelten, im Mittelalter Adlige aller Couleur und der Klerus in seinen wunderbaren Ausprägungen ihr Wesen und auch Unwesen trieben. Dass sich hier bei intensiver Suche historische Fenster öffnen und uns heute zeigen, auf welchem Boden wir uns bewegen. Gräber aus der Eisenzeit um 900 v. Chr. bei Weckesheim, Scherben, Knochen, Münzen, selbst ein ordnungsgemäß bestattetes Pferdeskelett geben Hinweise auf unsere Vorfahren und deren Treiben.
Wer weiß, was in der Erde blieb, vielfach durch den Braunkohletagebau zerstört, umgewälzt und wieder vergraben wurde. Erinnern wir uns, dass in dieser Zeit, ganze Straßenverbindungen und vieles mehr dem Bagger zum Opfer fielen. Diese Phase liegt seit 1991 hinter uns, die zu Beginn des 19. Jhd. von Großherzog Ludwig I. von Hessen Darmstadt angekurbelt worden war.
Bleiben wir in der Neuzeit. Zieht in der Bahnunterführung Beienheims den Kopf ein, es wird niedrig und eng. Die Beschilderung fordert zwar auf, vom Rad zu steigen. Dies ist aber ein unverbindlicher und rechtlich nicht verpflichtender Hinweis. Danach kommt Dorheim in Sicht und dahinter, schon auf Schwalheimer Gemarkung, der Sauerbrunnen mit dem Brunnenwärterhaus, das heute eine Gastronomie beherbergt. Die Schwalheimer Geschichte mit den Träumen renommiertes Heilbad zu sein, zu bleiben, endete jäh, nachdem in Bad Nauheim gegen Mitte des 19. Jhd zwei heiße Quellen aufbrachen, die heute im Ensemble des Sprudelhofes gefasst sind. Das Kurhaus wurde zum Mineralwasserabfüllbetrieb umgewidmet. Wasser war noch immer gut zu verkaufen, doch auch dies ist Geschichte. Die Abfüllanlage ist ins Ausland verkauft und ein großer Autohändler nutzt Gebäude und Fläche für seine Neuwagenlogistik. Allein die unmittelbare Quellenumgebung ist erhalten und den Bürgern zugänglich.
Weiter geht es am Schweinestall vorbei zum Schwalheimer Rad. Das Mühlrad trieb ein Gestänge, dass auf ein kurzes Stück noch einen Eindruck von der Funktionsweise vermittelt, welches an der Bad Nauheimer Saline die Pumpen zur Soleförderung antrieb. Wir fahren auch durch den Tunnel, in dem einst dieses Gestänge die Straße von Friedberg nach Bad Nauheim unterquerte.
Ihr seht, wir können uns in der Geschichte verlieren und allerhand entdecken. Fahren wir weiter über Bad Nauheim und Butzbach und versuchen uns, auf das Ziel zu konzentrieren. Ja, es geht aufwärts, die Beinmuskulatur wird gefordert, die elektrischen Hilfstriebwerke vieler Räder kommen allein thermisch auf ein höheres Niveau. Den Taunus gibt es nicht umsonst. Die Landschaft entschädigt und vor allem der Blick in den Oberkleener Steinbruch mit seinen steilen Kalksteinwänden, die sich in türkisfarbenes Wasser, typisch in Kalksteinvorkommen, senken. Empfehlenswert ist ein Artikel der Giessener Allgemeinen Zeitung vom 24. April 2022, der offenbart, dass die politisch Verantwortlichen den Steinbruch in eine Mülldeponie umwandeln wollten. Welch grässliche Vorstellung. Der Autor berichtet auch von riesigen Fischen, die sich an der Wasseroberfläche sonnen, wenn sie nicht gerade im gut 30 Meter tiefen Wasser abtauchen. Ich bin gespannt, ob wir Zeuge dieser Freizeitgestaltung werden.
Ist die Suche nach sonnenbadenden Fischen beendet, ruft die Rast vor Gambach im Hofcafé Wetterauer Früchtchen.
Nach verdienter Rast ruft die „Heimat“, die wir in bekanntem Terrain über Gambach, Münzenberg, Obbornhofen, Berstadt und Echzell erreichen.
Diese Tour über rund 74 Kilometer in welligem, teilweise hügligem Terrain, das angenehm zu fahren ist, lässt uns bei prächtigem Sonnenschein Wetterau und Taunus erfahren. Touren- und Trekkingräder sowie Mountainbikes sind erste Wahl für dieses Erlebnis.
Ist das Interesse geweckt, freut sich Gert Schmitt auf eine rege Teilnahme.
Für Rückfragen ist er unter der Telefonnummer 0151 75 02 72 07 erreichbar.
Für das Radwanderteam
Wilhelm Schröder
Fachbereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Sport
Streckendownload für Navigationsgeräte:
Radwanderung „Von Bingenheim zum Oberkleener Steinbruch“
Radwanderung von Bingenheim zum Oberkleener Steinbruch
Kartendarstellung:
Radwanderung „Von Bingenheim zum Oberkleener Steinbruch“
(Vollbildanzeige)