Radfahrer-Club 1903 Ilbenstadt e.V.

Seid stark, haltet durch, Jammerer verlieren!

Ilbenstädter Radtouren
„Radachter über Petterweil nach Bad Homburg“

Radwanderung am Mittwoch, den 24. Mai 2023

Petterweil
Historische Überraschungen in der Wetterau


Liebe Mitglieder und Freunde des RC 03 Ilbenstadt,

Gutes Radfahrwetter? Natürlich, denn Radwanderfachwart Erwin hat den Mittwoch für die nächste Tour ausgewählt. Ein Sonnen- und Wolkenmix wird bei weitgehender Niederschlagsfreiheit für angenehme Bedingungen sorgen. Erwin Loscher lädt zum Bad Homburger Radachter ein:

Start am Mittwoch, den 24. Mai 2023
um 10:30 Uhr an der Wickstädter Niddabrücke
um 10:00 Uhr am Reichelsheimer Bahnübergang in der Kleiststraße für die Bingenheimer/Echzeller Gruppe

Auf zum Radachter über Petterweil nach Bad Homburg. Die Strecke, von Erwin neu konzipiert, hat sich zwar – und jetzt bringt mal ein bisschen Phantasie ins Spiel, von der Brillenform eines John Lennon hin zu der des blonden Barden Heinos hin entwickelt, doch statt schwungvoll den Schnittpunkt einer Acht zu kreuzen, wird diese aus zwei Hälften gebildet. Also wieder eine „falsche“ Acht. Entwicklungspotential ist vorhanden.
Am 8. August letzten Jahres hatten wir das erste Mal die Freude eine Acht in die Wetterauer Landschaft und die Ausläufer des Taunus mit unseren Drahteseln zu zeichnen. Bad Homburg war unser Ziel. Wir erfuhren, dass Bad Homburg, seinerzeit noch ohne Bad, für 19.000 Gulden von einer Hanau-Münzenberger Adelssippe käuflich erworben wurde, die nicht in der Lage war, diese Investition zu sichern. Hätten die damals gewusst, dass dies kleine Taunusstädtchen zum Bad aufsteigen und eine Spielbank in ihren Mauern beherbergen würde, hätten sie sicher Mühe gegeben, diesen Goldesel dauerhaft zu halten. Aber bevor wir tiefer in diese Geschäfte des Adels, der Kriegs- und Kirchenfürsten einsteigen, wenden wir uns der bisher nur schnöde zum Durchfahren genutzten Ortschaft Petterweil zu. Immerhin durchmessen wir diese zweimal auf unserer Tour.

Petterweil, was verbinden wir mit diesem Ort? Nun, ich gestehe ratlos gewesen zu sein, stürzte mich in das Überangebot an Informationen, unser WorldWideWeb und wurde fündig. Ja, ein Schloss gibt es. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuß: Klein und unscheinbar ist es heute Bestandteil eines Wirtschaftshofes. Und so geht es weiter, alles ist klein in Petterweil. Doch mit der Geschichte Petterweil auch Vorzeigbares. Noch zu Zeiten Karl des Großes machte diese Ortschaft 801 in einer ersten urkundlichen Erwähnung im Lorscher Codex auf sich aufmerksam. In diesem Schatz, der im Wesentlichen aus rund 3800 Urkunden besteht – Mönche schrieben alles ab, Die Gänsekiele glühten – und von der Reichsabtei Lorsch geführt wurde, ist am 20. Oktober 801 vermerkt, dass ein „Berenger“ Phetterenheim dem Kloster Lorsch schenkte. Das Kapital wuchs.
Es zeugt auch von einem gewissen Ansehen in einem solchen Codex, auch ein Kapitalbuch des Klerus, so früh aufgetaucht zu sein. Dies dachten sich auch die Heddernheimer, heute zu Frankfurt gehörend, und okupierten kurzerhand Petterweils Historie. Phetterenheim klang nun mal so, dass in der Rückschau eine Namensgleichheit hätte sein können. So argumentierten die Heddernheimer, dass Petterweil im Codex Eberharti, einem Vermögensnachweis des Reichsklosters Fulda, als „Phetruwila“ auftauchte und nichts mit „Phetterenheim“ zu tun hätte. Man übersah dabei die überaus variantenreiche Wandlungsfähigkeit der Sprache und Heddernheim muss aus heutiger Sicht die erste urkundliche Erwähnung im 12. Jahrhundert in einem Kaufvertrag über sich ergehen lassen; der Erzbischof Adalbert von Mainz hatte sich in einen Grundbesitz „einweisen“ lassen. Petterweil bleibt die Ehre der urkundlichen Ersterwähnung im Jahre 801.

Jetzt huschen wir schnell durch Petterweils Geschichte, denn auch auf dem Rad sind wir schnell durch. Der dreißigjährige Krieg versuchte den Ort auszulöschen, wechselte Besitzer und Landgerichtsbezirke, bis es im 19. Jahrhundert als Hochburg der Freiheitsbewegung galt, heute durch das Jubiläum der in der Frankfurter Paulskirche 1848/1849 tagenden Nationalversammlung in aller Munde. Robert Blum seinerzeit linker Politiker, Abgeordneter und Frankfurter Barrikadenkämpfer, hielt 1848 in Petterweil seine letzte Rede auf deutschem Boden, bevor er wegen seiner Beteiligung am Wiener Oktoberaufstand vom österreichischen Militär standrechtlich erschossen wurde. Petterweil errichtete ihm ein Denkmal. Lassen wir die Zwischenzeit dann mal beiseite und gehen wir auf unsere Tour zurück.

In großzügigen Schleifen durchfahren wir die Landschaft. Bruchenbrücken, Wöllstadt, Rodheim und Peterweil, Seulberg, Dornholzhausen und Bad Homburg sind Stationen auf dem Weg zur Rast im Kronenhof. Es gibt zwar alle Speisen und Getränke zum Mitnehmen, doch wird das nicht unser Ziel sein. Es wird vor Ort an schattigen Plätzen konsumiert, bevor die untere Hälfte der Acht, wieder zurück nach Petterweil und weiter über Burggräfenrode zum Ausgangspunkt in Wickstadt führt.

In Wickstadt liegt die rund 72 Kilometer lange Tour mit ihren 422 Höhenmetern hinter uns. Wer auf Tourenrad oder Mountainbike saß, hat die richtige Wahl für diese Tour getroffen.

Ist das Interesse geweckt, freut sich der RC 03 Ilbenstadt auf eine rege Teilnahme.
Erwin Loscher ist für Rückfragen unter der Telefonnummer 01512 02 30 745 erreichbar.

Für das Radwanderteam

Wilhelm Schröder
Fachbereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Sport (RTF/CTF)

Streckendownload für Navigationsgeräte:
Radachter „Von Wickstadt über Petterweil nach Bad Homburg“
Radachter „Von Wickstadt über Petterweil nach Bad Homburg“

Kartendarstellung:
Radachter „Von Wickstadt über Petterweil nach Bad Homburg“
(Vollbildanzeige)

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